Chemnitzer Linux-Tage 2014: Rückblende
Wie auch schon im vorherigen Jahr, besuchte ich am letzten Samstag die Chemnitzer Linux-Tage. Und wie auch schon im letzten Jahr möchte ich dazu meine ganz persönlichen Ansichten/Eindrücke festhalten.
Nachdem ich die anderen drei Mitfahrer eingesammelt hatte, machten wir uns auf den Weg nach Chemnitz und waren gegen 8:40 Uhr am Veranstaltungsgebäude. Zum Glück bekamen wir auch noch einen Parkplatz auf dem Uni-Gelände, so mussten wir nicht allzu weit durch den Regen stapfen.
Die Leute am Einlass (zumindest auf meiner Seite…war ja klar) waren zwar nich die allerschnellsten, aber es ging doch zügig durch, so dass vor der 9 Uhr-Veranstaltung noch Zeit blieb für die o. g. Tasse (10 € dafür finde ich allerdings ziemlich happig) und eine Füllung Kaffee (1,60 € für ne große Tasse war ok) zur Stärkung.
Danach ging es dann mit den Vorträgen los…
…die Vortragsbeschreibungen stammen mal wieder von der offiziellen Seite.
Den Schlapphüten die Ohren verstopfen – Transportverschlüsselung für alle
Der Vortrag gibt einen Überblick und eine Einführung in die Möglichkeiten, Webtraffic und Mailtransport zu sichern, sowie zum einfachen Aufbau eines verschlüsselten Virtual Private Networks zum sicheren Zugriff auf eigene Systeme aus der Ferne. Angesprochen werden dabei sowohl Theorie als auch praktischer Einsatz an konkreten Beispielen.
Insgesamt ein gut gemachter allgemeiner Überblick von Alexander Schreiber, welche Möglichkeiten es gibt, den Transportweg/Daten zwischen Sender und Empfänger zu verschlüsseln, z. B. bei E-Mail-Übertragung (Passwörter!).
Quelle: Internet? Das können wir besser! – Mit Metadaten Ordnung ins Chaos bringen
Das Urheberrecht wurde einst mit Blick auf den Gebrauch durch große Firmen geschrieben und ist entsprechend komplex. Dagegen bildeten sich alternative Lizenzmodelle. Doch es fehlt Software, die uns hilft, die unterschiedlichen Werke mit ihren Lizenzen und Quellen automatisch zu organisieren.
Dem stellt sich Commons Machinery entgegen. Wir möchten, dass ein Werk mit seiner Herkunft verbunden bleibt. Mit Hilfe von Metadaten sollen Lizenzen und Quellen technisch organisiert werden.
Leena Simon erzählte ein bisschen über die Problematik des Urheberrechts, Lizenzangaben im Allgemeinen und als Beispiel Lizenzen bei Bilddateien im Besonderen. Ziel des Projekts der Commons Machinery ist es, eine Software zur Verfügung zu stellen, in der alle Medien (Bilder, Musik, …) mit entsprechender Lizenz hinterlegt sind und einfach per Plugin mit einer Referenz-/Lizenzliste in ein Dokument (z. B. eine Präsentation) eingefügt werden können.
Highlight wäre irgendwann, dass bei Verarbeitung unterschiedlicher Medien/Lizenzen automatisch ein Warnhinweis erscheint, falls die Lizenzen nicht kompatibel sind. Aber das ist wohl für die nahe (oder auch ferne) Zukunft nur Wunschdenken.
Bei Bildern handelt es sich dabei im Grunde nur um EXIF-Daten, welche ausgelesen werden können. Nur verwendet so etwas bisher (fast) niemand und deshalb ist das ganze Projekt wohl noch sehr in der Entwicklung. An sich eine gute Idee und vielleicht sollte ich mir doch auch mal überlegen, entsprechende Lizenzangaben in meine Bilder zu integrieren. Mal sehen, was in Zukunft daraus wird.
Insgesamt war es ein interessantes und gut präsentiertes Thema.
Die private Cloud mit ownCloud
Hinter dem Stichwort «Cloud» steckt mehr, als das Buzzword auf den ersten Blick vermittelt. Besonders das Synchronisieren und Teilen von Daten in der Cloud ist Standard geworden. Doch seit der NSA-Affäre ist klar, dass die Datenablage in der Cloud neu bewertet werden muss.
…
Die Präsentation berichtet über den Stand des Projektes und erläutert Features und Möglichkeiten für Privat- und Firmenanwender.
Klaas Freitag erzählte etwa 20-25 Minuten vor vollem Haus (selbst Stehplätze waren keine mehr übrig) über die allgemeine vergangene und aktuelle politische Situation zum Thema Datenschutz/Überwachung. Dinge, die eigentlich auch hinlänglich aus den Medien bekannt waren, aber macht ja nichts, wenn man es nochmal in das Gedächtnis der Leute zurückholt.
Danach glitt der Vortrag leider immer mehr zum Thema “bitte hilf mir, ich hab ein OwnCloud-Problem” ab, anstatt das ursprüngliche Thema “Vorstellung der OwnCloud-Entwicklung” zu verfolgen. Hier fehlte leider ein Moderator, der die Diskussion wieder zurückführte. Entsprechend gingen dann einige (mich eingeschlossen) vorzeitig aus dem Vortrag raus.
Schade eigentlich, da hätte man mehr von/über OwnCloud zeigen können bzw. müssen. Bis zu meinem Ausscheiden gegen 11:35 Uhr kann ich daher nur eine mittelmäßige Bilanz ziehen und hatte mir mehr erwartet.
Falls jemand bis zum Ende geblieben ist, darf er gerne seinen Teil dazu äußern, wie es noch weiter ging.
Mittagessen
Da ich mitten im Vortrag ging, hatte ich an der Essensausgabe Glück, es standen nur ein paar einzelne Personen an, so dass ich schnell meine Portion Nudeln Arrabiata bekam. Gekostet hatte es glaub ich 3,50 € und war für die Portionsgröße in Ordnung. Die Soße hatte sogar recht gut geschmeckt, da war ich wirklich positiv überrascht.
Von anderen Teilnehmern hörte ich im Nachhinein allerdings, dass zur großen Mittagspause um 13 Uhr mal wieder sehr lange Schlangen waren und wohl auch das Essen zwischendurch ausgegangen war. Nicht mein Problem, da war ich schon satt.
Sichere entfernte Rechnernutzung und Dateitransfer
In verschiedenen Situationen besteht der Bedarf, sich auf der textuellen oder grafischen Oberfläche eines entfernten Rechners anzumelden, dort Kommandos auszuführen oder in einer interaktiven Sitzung zu arbeiten und Dateien zwischen den beteiligten Systemen auszutauschen.
Holger Trapp zeigte verschiedene Werkzeuge, bei denen man die Möglichkeiten hat, um mit einem anderen Rechner zu interagieren. ssh und sftp kannte ich (natürlich) schon X2Go wiederum noch nicht und werde ich mir vielleicht mal ansehen, sollte ich wieder mal den PC meiner Eltern oder sonstiger Bekannter neu aufsetzen müssen.
Mittagspause
Ich habe mich ein bisschen zwischen den ganzen Ausstellern herumgetrieben, um zu sehen was es neues gibt. War aber nicht viel, im Endeffekt sind es eh jedes Jahr die gleichen Leute, die sich/etwas präsentieren. Macht aber nix, für neue Gäste ist es ja durchaus sehr interessant zu sehen, welches Themenspektrum rund um Linux geboten ist…und mal zugegeben: Seit ich nen Mac benutze, interessieren mich viele Linux-Themen eh nicht mehr sonderlich.
Danach hatte ich noch 20 Minuten Zeit und dachte mir, ich schau mal in den Vortrag 20 Dinge über Verschlüsselung, die Sie schon immer mal wissen (w|s)ollten von Peer Heinlein. Allerdings kam ich nicht mal in den Vortragsraum rein, denn wie zu erwarten hat Herr Heinlein mal wieder die Massen bewegt. War aber auch zu erwarten, er ist einfach ein toller Redner.
Ich habe dann den Rückzug angetreten und auf den nächsten Vortrag gewartet.
Nachrichtenverschlüsselung im Alltag
Warum sollte ich meine Kommunikation verschlüsseln? Was «kostet» mich Verschlüsselung, und kann ich sie einfach in meinen Kommunikationsalltag integrieren?
Der Vortrag gibt Antwort auf diese grundlegenden Fragen und stellt mit OTR (Off-the-Record) Messaging ein Protokoll im Detail vor, mit dessen Hilfe man seine Kommunikation vor den Blicken anderer verbirgt.
Tommy Sauer machte einen ganz guten Vortrag zu den verschiedenen Verschlüsselungsmethoden und zeigte, wie sie (stark vereinfacht) funkionieren. Das ist zwar immer recht schwerer Tobak, aber ich fand es auch für Verschlüsselungs-Einsteiger gut verständlich.
I got root – I can read your mail
Alle Welt redet über die BÖSE NSA, aber in wieweit sind eigentlich Ihre vertraulichen Daten vor Ihrem eigenen Administrator sicher, der NUR EIN ZIMMER WEITER sitzt? Oder der ein externer Berater ist?
Dieser Vortrag richtet sich an Endanwender, die Linux nur nutzen möchten (oder müssen) und mit dem ganzen Administrationskram dabei am liebsten gar nichts zu tun haben wollen.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob/wie ich den Vortrag von Martin Neitzel bewerten soll. Er war wohl selbst auch überrascht, als er nach dem Kenntnisstand der Teilnehmer fragte und wohl alle schon mehr wussten, als die Personen für die er die Präsentation eigentlich ausgelegt hatte. Sowas kann natürlich passieren und ist für den Refernten doof, da man schlecht mal eben den ganzen Vortrag umwerfen kann.
Entsprechend gab es wohl für die meisten Teilnehmer leider nicht viel neues zu erfahren, während Herr Neitzel verschiedene Wege zeigte, wie man als Administrator Zugriff auf die E-Mails von Anwendern bekommt und wie man als Administrator mit E-Mails sinnvoll umgehen kann, ohne gleich gegen alle Datenschutz- und Persönlichkeitsrechte zu verstoßen.
Effiziente Kommunikation und Arbeit im IT-Team
In jedem Team knackt es, richtig rund läuft es selten. Gute Arbeit der Administratoren wird durch Ineffizienz und Reibereien wieder kaputt gemacht. Oft wird geschimpft, öfters noch resigniert. Administratoren ersticken in Arbeit und haben das Gefühl, nie fertig zu werden (werden Sie ja auch nicht!).
Dieser Vortrag zieht ein Resümee aus 20 Jahren Consulting-Arbeit und Team-Führung. Er liefert mehr Anregungen als ultimativ gültige Patentrezepte. Aber er bringt konkrete Beispiele, wie man Aufgaben, Absprachen und Vorgehensweisen anders und effizienter organisieren könnte.
Dieses mal hatte ich Glück und sogar einen Sitzplatz, als Peer Heinlein aus seinem Arbeits- und Problemalltag als Geschäftsführer erzählte und was/welche Kommunikation er sich von seinen Mitarbeitern erwartet. Die wichtigste Aussage dürfte wohl sein: “Beschäftige dich mit dem Problem, schildere Vor-/Nachteile und Konsequenzen und führe alles so aus, dass der Chef am Ende nur mit Ja oder Nein antworten muss.”
Eigentlich ein guter Vorsatz für mich selbst, in Zukunft Fragen/Klärungsbedarf mit den Vorgesetzten so zu hinterfragen, ob wirklich alle (mir ersichtlichen) Aspekte beleuchtet wurden oder ob Chef am Ende doch wieder Nachfragen hat. Mal sehen, ob ich das in Zukunft irgendwie (zumindest zum Teil) umsetzen kann.
Der Vortrag selbst war natürlich wieder mal sehr gut.
Feierabend/Fazit
Damit war der Tag dann auch schon wieder rum und wir traten die Heimreise an. Insgesamt hatte ich vom gesamten Tag etwas gemischte Gefühle. Ich weiß nicht ob es daran lag, dass mir viele Themen bereits bekannt waren, ich die falschen Vorträge rausgesucht hatte oder ich einfach das Interesse an “all dem” verlor. Irgendwie wollte sich nicht mehr so wie früher das Gefühl einstellen “Das hat sich gelohnt.”, es war eher so ein “Mal sehen, ob ich da nächstes Jahr nochmal hin fahre.”.
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt
== ERROR-REPORT (BETA/ALPHA-BUILDS) ==Notice: Only variable references should be returned by reference in /var/www/virtual/bauigel/bernd.distler.ws/include/db/mysqli.inc.php on line 101.
For more details set $serendipity['production'] = 'debug' in serendipity_config_local.inc.php to receive a stack-trace.
Matthias Gutjahr am :
Danke für deinen Blogpost. X2Go und Commons Machinery werde ich mir genauer ansehen bzw. weiter beobachten.
Mir geht es auch immer wieder so, dass ich nicht so viel tolles Neues erfahre auf solchen Veranstaltungen. Aber irgendwas ist fast immer dabei, und meistens lohnt sich schon für das eine oder andere Gespräch die Anreise
Matthias Gutjahr schrieb auch: Freifunk in Wiesbaden